Wissenschaftliche Publikationen

Kunzelmann’s persönliche Tipps für eine wissenschaftliche Publikation

Um an der Hochschule Erfolg zu haben, ist es heute unumgänglich, zu publizieren. Ab einer gewissen Position ist es so, dass man neben umfangreichen Aufgaben in der Administration und Lehre, von Patientenbehandlung mal ganz zu schweigen, auch häufig damit konfrontiert wird, Publikationsentwürfe von Doktoranden oder jungen Kollegen zu korrigieren.

Die Korrektur ist nicht immer mit einem Lustgewinn verbunden. Um mir das Leben etwas leichter zu machen, habe ich im Folgenden eine Auswahl von Punkten zusammengefasst, die mir gerade in jüngster Zeit immer wieder Probleme gemacht haben und die ich formulieren will, damit ich mich in Zukunft nicht mehr damit auseinandersetzen muss.

Es gibt nach meiner Interpretation zwei Arten der Korrektur. Zum einen die „Punkt-und-Komma-Korrektur“ und zum anderen die „Intellektuelle, inhaltliche Korrektur“. Ich bin der Meinung, dass es nicht meine Aufgabe ist, formale Aspekte zu kontrollieren. Dazu ist meine Zeit zu schade. Es ist mir dagegen eine Freude, den intellektuellen Teil zu übernehmen. Machen Sie sich die Mühe und korrigieren Sie die formalen Fehler selbst. Es macht mir einfach mehr Freude, wenn ich mich 100%ig auf den Inhalt konzentrieren kann. Überlegen Sie sich doch einfach, welches Vertrauen man in Inhalte haben kann, wenn schon die Form einen schlampigen Eindruck erweckt.

Grundregel:

Jede Zeitschrift hat Autorenrichtlinien (Guidelines for the Authors). Diese sind heutzutage meist problemlos im Internet zu finden (z. B. mit Google: Name der Zeitschrift + guidelines + authors). Lesen Sie diese “Guidelines” zu erst!

Ein Manuskript ist in der Regel so aufgebaut:

  • Titelblatt
  • Abstract (eigenes Blatt)
  • Introduction
  • Material and methods
  • Discussion
  • Acknowledgements
  • References
  • Legend for the figures
  • Figures
  • Legend for the tables
  • Tables

Am einfachsten ist es, sich ein aktuelles Heft oder auch nur einen aktuellen Artikel zu nehmen und die formellen Aspekte 1:1 zu übernehmen.

Die formalen Vorgaben für ein Manuskript variieren von Zeitschrift zu Zeitschrift. Dennoch beinhalten Sie gewisse Informationen, die überall gleich sind:

  • Titel (ca. 10 Wörter)
  • Namen der Autoren ohne akademische Titel, Vornamen werden oft ausgeschrieben.
  • Abteilungsnamen in denen die Autoren arbeiten. Bei verschiedenen Instituten kann es sinnvoll sein, die Institutszugehörigkeit durch hochgestellte Buchstaben oder Zahlen zu kennzeichnen.

Neben der Zuordnung der Institute muss unbedingt auf die richtige Anschrift des jeweiligen Institutes geachtet werden.

  • Name, Telefonnummer, Email und Anschrift des Hauptautors können auf dem Deckblatt, auf der nächsten Seite oder am Ende des Manuskriptes stehen.
Neben der Zuordnung der Institute muss unbedingt auf die richtige Anschrift des jeweiligen Institutes geachtet werden.
Neben der Zuordnung der Institute muss unbedingt auf die richtige Anschrift des jeweiligen Institutes geachtet werden.
Nota bene:

Wenn sie diese Vorgeben einhalten und korrekt ausfüllen, haben Sie schon die ersten Seiten des Manuskripts fertig = Erfolgserlebnis.

Im Abstract (in der Regel unter 200 Wörter) soll der Inhalt der Studie in Kurzform wiedergeben sein. Dies ist nicht einfach. Es gibt keine trivialen Tipps dafür, außer vielleicht den: Stellen Sie sich vor, wie heute der durchschnittliche Leser einen Artikel liest. Unter dem Zeitdruck, der heute herrscht, sowie bei der Fülle an Informationen, mit der wir konfrontiert sind, kann man davon ausgehen, dass der Leser nur das Abstract liest. Schaffen Sie es nicht, im Abstract die Aufmerksamkeit des Lesers zu wecken, dann ist der Artikel im Prinzip nicht viel wert, weil er dann auch nicht zitiert wird. Schade um die Arbeit!

Tipp:

Wenn bei dem Abstract „Keywords“ gefordert werden, dann lesen Sie doch mal hier nach:

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?db=mesh

Es gibt den sog. MeSH (medical subjects headings). Es handelt sich hier um eine Datenbank, mit der in Medline die Artikel indiziert werden. Das ist der Sinn der Keywords. Sie sollen dafür sorgen, dass Ihr Artikel in der richtigen Ablage landet. Lesen Sie die Keywords durch und suchen Sie sich die für Sie passenden Keywords heraus.

Einleitung

In der Einleitung wird der Hintergrund erläutert, der zur Untersuchung geführt hat. Hier wird der aktuelle Stand der Literatur dargestellt und erläutert, was einem gefehlt hat, wenn man die Literatur liest, und was man daher als Untersuchungsziel gewählt hat. Mit einem Literaturzitat wird jede Aussage belegt, die nicht durch logische Ableitung aus den eigenen Argumenten hervorgeht.

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Es soll aber sogar Autoren geben, die einen Artikel schrieben, dann zum Thema eine PubMed Recherche machen und die gefundenen Literaturstellen – statistisch verteilt – am Ende eines jeden Abschnitts sammeln. Dies ist natürlich nicht Sinn der Sache. Es gibt auch Publikationen, wo triviale Binsenweisheiten mit einem Literaturzitat belegt werden (z. B. gegen Abend ist mit zunehmender Dunkelheit zu rechnen [Zentrale Dienstvorschrift der Bundeswehr]). Hier möchte ich Prof. Kröncke, der Herausgeber der DZZ war, zitieren, der immer sagte, circa 20 Literaturstellen sind genug, außer es handelt sich um eine Literaturübersicht. Wer mehr Literaturstellen verwendet, hat nicht den Blick für die wesentlichen Quellen oder kein Vertrauen in die eigene Argumentationsfähigkeit. Unter uns – er hat es drastischer formuliert!

Material und Methode

Prof. Kröncke, hat ebenfalls gesagt, dass Material und Methode so geschrieben werden soll, dass ein Kollege am anderen Ende der Welt exakt die gleichen Ergebnisse erzielen sollte, wenn ihm nur die Informationen von Material und Methode zur Verfügung stehen.

Unter pragmatischen Gesichtspunkten schlage ich allerdings folgendes Procedere vor (und dies schon bevor die Versuche durchgeführt werden !!!!). Man wählt einen sehr guten Artikel zum eigenen Thema. Dann geht man Satz für Satz durch den Teil Material und Methode und schreibe die enthaltenen Fakten in eine Tabelle. Exakt diese Punkte sollten auch im eigenen Artikel in ähnlicher Reihenfolge enthalten sein. Zumindest wurde diese Art der Information ja schon einmal für eine Publikation akzeptiert. Ich persönlich würde aber noch einige ähnliche Artikel zusätzlich durcharbeiten. Anhand meiner Checkliste vergleiche ich, ob in diesen Artikeln die gleichen Informationen vorkommen. Alle Informationen, die in diesen Artikeln zusätzlich enthalten sind, werden in die eigene Checkliste übernommen. Auf diese Weise wird die eigene Checkliste immer vollständiger.

Die Checkliste nimmt man und trägt die eigenen Dateien in diese Tabelle ein. Als nächstes muss man aus der Tabelle nur noch einen Text machen. Dieser Teil ist meiner Meinung nach eigentlich schon antiquiert. Für jede Metaanalyse muss der Text wieder in eine Datenbank übertragen werden, was man – wenn sich die Wissenschaftler nur einen Form einigen könnten – im Prinzip bereits von vorne herein so manchen könnte.

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Wenn ein Produkt im Text zum ersten Mal genannt wird, dann muss zusätzlich zum korrekt geschriebenen Produktnamen die Information zum Hersteller, Ort des Herstellers, Land des Herstellers - in der Regel in Klammer - ergänzt werden. Es ist auch möglich einen tabellarischen Produktnachweis mit den gleichen Informationen aufzuführen. Bei kritischen Verbrauchsmaterialien (z. B. den Testprodukten) ist außerdem die sog. Batch-, Lot- oder Chargennummer zu ergänzen. In jedem Fall muss die Schreibweise orthographisch korrekt übernommen werden.

Ergebnisse

Im Teil „Ergebnisse“ werden in exakt der gleichen Gliederungsreihenfolge, wie in Material und Methode beschreiben, die Ergebnisse zusammengefasst. An dieser Stelle haben Interpretationen und Erklärungen nichts zu suchen. Es werden rein die Fakten – staubtrocken – dargestellt. Viele Informationen kann man in Tabellen und Abbildungen zusammenfassen. Bitte schreiben Sie für diese Tabellen und Abbildungen Legenden, die auch Informationen enthalten. Halten Sie sich auch hier wieder vor Augen, dass der Schnell-Leser nur die Tabellen und Abbildungen ansieht. Er soll anhand der Legende tatsächlich in der Lage sein, zu verstehen, was er hier sieht.

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Manuskript-technisch betrachtet wird jede Tabelle und jede Abbildung – ohne Legende – aber mit einer fortlaufenden Nummerierung auf einer eigenen Seite wieder gegeben. Diese Tabellen und Abbildungen sammelt man dann am Ende des Manuskriptes. Vor der Tabellensektion wird ein Trennblatt ergänzt „Legenden zu den Tabellen“ in dem die ausführlichen Legenden sowie die Nummer der Tabelle aufgeführt werden. Für die Abbildungen geht man analog vor.

Bitte denken Sie daran, dass wissenschaftliche Artikel in der Regel schwarz-weiß gedruckt werden. Farbige Markierungen der Kurven haben in den Abbildungen nichts zu suchen. Verwenden Sie Grauwerte oder viel besser Markierungssymbole (Sternchen, Dreiecke, Vierecke etc.) um die Linien zu unterscheiden. Abbildungen müssen eine ausreichende Qualität für den Druck haben (bei einer Druckauflösung von 300 dpi sollte eine Grafik mindestens 1200 Bildpunkte breit sein!). Fotos werden als Hochglanzfotos eingereicht. Bei Fotos mit matter Oberfläche geht im Druck die Schärfe verloren.

Es ist inakzeptabel, wenn nur die Tabellenausdrucke des Statistikprogrammes verwendet werden. Man sollte sich die Mühe machen, die Tabelle sinnvoll zu kürzen und übersichtlich zu gestalten. Manche Zeitschriften geben die Form exakt vor. Auch das sollte man überprüfen.

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Diskussion

Der Abschnitt „Diskussion“ bereitet dem Anfänger die meisten Probleme. Ich schlage daher auch hier einen technischen Trick vor, die Diskussion zu beginnen.

Jeder Punkt der Ergebnisse wird in der Diskussion wieder aufgegriffen. Die Ergebnisse werden verglichen mit den Ergebnissen in der Literatur. Gibt es Ergebnisse, die unsere Daten bestätigen, oder sind die Daten in der Literatur konträr. Falls es erhebliche Unterschiede zur Literatur gibt, sollte man einen Erklärungsansatz anbieten (Stichwort: These - Antithese - Synthese).

Als nächstes ist es wichtig, den Gedanken, der in der Einleitung als Ziel der Arbeit formuliert wurde, wieder aufzugreifen und zu erörtern, wie die Ergebnisse die Arbeitshypothese stützen oder nicht.

Falls man eigene Methoden entwickelt hatte, sollte man in der Diskussion die Schwächen/Stärken dieser Methode im Vergleich zur Literatur ergänzen.

Zusammenfassung/Conclusion

Abschließend sollte man versuchen, die wesentlichen Ergebnisse in wenige Sätze zusammenzufassen. Falls möglich und sinnvoll, kann man daraus eine klinische Schlußfolgerung ableiten. Man sollte jedoch nicht zu viel in eine einzelne In-vitro-Studie hinein interpretieren.

Im Literaturverzeichnis werden alle Quellen angegeben, die man für die Publikation benötigt hat.

Tipp!

Am Ende noch ein Tipp von Prof. Naujoks. Er hat immer gesagt, wenn man einen Text schreibt und ein Satz wird so kompliziert, dass man ihn nicht ohne zu stocken laut lesen kann, dann solle man prüfen, ob dieser Satz nicht geändert werden kann. Der erste Schritt dazu ist zu prüfen, ob man die Information wirklich benötigt. Meist wird man feststellen, dass dem Text nichts fehlt, wenn man die komplizierten Teile der Sätze einfach weglässt.

Literatur

Die Literatur wird exakt nach den Angaben der jeweiligen Zeitschrift formatiert. Es ist sehr ärgerlich, wenn diese einfach Konzentrationsübung nicht sorgfältig durchgeführt wird. Ich kontrolliere in der Regel als erstes das Literaturverzeichnis. Anhand der Qualität, wie das Literaturverzeichnis bearbeitet wurde, kann ich häufig schon erkennen, wie sorgfältig der Artikel geschrieben wurde. Nebenbei: beantworten Sie sich doch einfach mal die Frage, wie gut man Daten vertrauen, kann, wenn bei so einfachen Dingen, wie der Formatierung des Literaturverzeichnisses schon die Liebe zu Detail oder die nötige Sorgfalt fehlt.

Fehler können immer wieder passieren und ich sehe ein, dass man am Ende eines Manuskriptes nicht mehr so konzentriert und enthusiastisch ist wie am Anfang. Dennoch - ein wichtiger Punkt ist die Konsequenz. Wenn man sich für eine Form entscheidet, dann soll diese auch korrekt durchgezogen werden. Im Zweifelsfall kann man diese Dinge mit “Suchen und Ersetzen” in einem Textprogramm rasch ändern.

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Posted by System Administrator - 25.07.2005