Aktuelle Methoden zur Kariesdiagnostik

In den letzten Jahrzehnten kann bei den Industrienationen bei Kindern und Jugendlichen ein kontinuierlicher Rückgang der Kariesprävalenz beobachtet werden. Dieser Trend schlägt sich allerdings in der Gruppe der Erwachsenen nicht so ausgeprägt nieder. In der Gruppe der älteren Patienten ist sogar eine Zunahme v. a. im Bereich der Wurzelkaries zu beobachten.

Diese Beobachtungen zeigen, dass Kariesdiagnose heute – trotz aller Erfolge in der Prävention – ein wichtiges Thema in der täglichen Praxis ist.

In den Industrienationen schreitet einerseits der kariöse Prozess in der Regel nur langsam voran, andererseits hat jede zahnärztliche Restauration nur eine begrenzte Lebensdauer. Aus diesem Grund gibt es inzwischen Ansätze, Karies so früh wie möglich zu diagnostizieren und durch intensive Präventionsbemühungen die Progression der Karies so lange wie möglich zu verzögern, bevor zum Bohrer gegriffen wird.

Durch die Beobachtung der Kariesprogression, dem sog. Kariesmonitoring, versucht man zu erkennen, wann eine invasive Therapie angezeigt ist. Kariesmonitoring bedeutet im Prinzip die Dokumentation der Karies zu verschiedenen Zeiten. Da die Progression von Individuum zu Individuum unterschiedlich ist, bestimmt man den Abstand zwischen diesen Kontrollen auf der Grundlage des individuellen Kariesrisikos.

Zur Beurteilung der Kariesprogression ist es notwendig, objektive Methoden zur Kariesdiagnose einzusetzen, die kein Schadenspotential für den Patienten haben. Die uns vertrauten Röntgenbilder scheiden für diese Routineanwendung somit aus.

Bisher konnte mit der elektrischen Impedanzmessung (z. B. ECM = electrical caries monitor, Lode Medical Technology, Groningen, NL) einerseits und mit verschiedenen optischen Verfahren (z. B. QLF = quantitative light-induced fluorescence, Inspektor Research Systems, Amsterdam, NL oder Diagnodent, Kavo, Biberach) andererseits die technische Grundlage für das Kariesmonitoring geschaffen werden. Man kann mit diesen Geräten – bei richtiger Anwendung und Interpretation der Messwerte – einen Informationsgewinn im Vergleich zur visuellen Kariesdiagnose erzielen. Allerdings muss man einschränken, dass alle Methoden auch Limitationen aufweisen.

So muss man beispielsweise bei optischen Verfahren Artefakte erkennen oder vermeiden, die beispielsweise durch Beläge, Zahnstein oder Verfärbungen der Zähne hervorgerufen werden können, da sie die Ausbreitung des Lichtes behindern. Vor der Anwendung dieser Geräte ist daher eine sorgfältige Reinigung der Zahnoberfläche erforderlich.

Eine nennenswerte Verbreitung der digitalen Hilfsmittel zum Kariesmonitoring hat bisher nur die Laserfluoreszenz in Form des Diagnodent-Verfahrens erfahren. Diagnodent war eine geniale Vereinfachung der Problemstellung zur richtigen Zeit. Mit Diagnodent konnte gezeigt werden, dass es sehr gute Alternativen zur traditionellen visuellen Kariesdiagnostik gibt. Es konnte auch gezeigt werden, dass man diese Methoden sehr gut untersuchen muss und man keine überzogenen Erwartungen in die digitalen Hilfsmittel setzen soll. Diagnodent war eine notwendige Voraussetzung, die Akzeptanz einer aufwendigeren Diagnostik sowohl auf der Ebene der Leistungserbringer als auch der Patienten zu fördern.

Verzichtet man auf den Aspekt des Monitoring, dann stehen heute weitere Geräte zur Verfügung bzw. sind gerade in der Entwicklung, mit denen bereits kleinste Schmelzläsionen durch Fluoreszenzlicht sichtbar gemacht werden können.

Durch die Möglichkeit, Restaurationen durch frühzeitige Diagnose und non-invasive Intervention zu vermeiden, kann der circulus vitiosus von Restauration und dadurch automatisch vorprogrammierter Erneuerungsrestauration stark verzögert werden, so dass auch volkswirtschaftlich die Möglichkeit gegeben ist, den aktuell höheren Aufwand bei der Diagnostik durch langfristige Kosteneinsparungen bei der Erneuerung von Restaurationen zu kompensieren. Wichtig ist nur, dass die Politik dies realisiert, honoriert und somit jetzt den Weg in diese Richtung ermöglicht.